Lesenlernen ist schwer
Eine Plackerei: Beim Lesenlernen muss sich unser Hirn neu organisieren © Pixabay

19. Mai 2021

Lesenlernen ist ein Kraftakt fürs Gehirn
– mit Erstlesebüchern fällt's leichter

Aller Lese-Anfang ist sauschwer – und das hat nicht zuletzt mit unserem Gehirn und der Evolution zu tun. Rein entwicklungsgeschichtlich sind wir noch Steinzeitmenschen und die hatten mit lesen (und auch schreiben) wenig am Hut. Da ging’s mehr darum, rechtzeitig am Baum zu sein, wenn der Säbelzahntiger des Weges spazierte.

Sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen und so weiter – für all das ist unser Hirn mit eigenen Zentren gerüstet. Im Gegensatz zur Verarbeitung von Dingen des täglichen Steinzeitlebens war Lesenlernen kein Thema. Und weil es das streng genommen für das Überleben unserer Art bis heute nicht ist, sucht man ein eigenes Leseareal in unseren Gehirnwindungen vergebens. Genau dieser Umstand macht das Lesenlernen so anstrengend.

25 Gehirnareale benötigen Leseanfänger, um ein Wort zu entziffern

Unser Hirn muss sich neu organisieren, wenn wir zu lesen beginnen. Regionen, die ursprünglich dafür angelegt sind, komplexe Objekte wie Gesichter zu erkennen, bekommen eine zusätzliche Aufgabe: Sie müssen nun Geschriebenes in Sprache übersetzen (Buchstabe für Buchstabe) und werden so zu Schnittstellen zwischen Seh- und Sprachzentrum. Dass dieser Prozess Zeit erfordert und massig Energie kostet, versteht sich von selbst – für Leseneulinge ist das die reinste Plackerei.

Aus MRTs weiß man, dass Anfänger 25 Gehirnareale benötigen, um ein einziges (!) Wort zu entziffern. Kein Wunder, gilt es doch, etliche Teilschritte zu bewältigen: Angefangen vom Buchstaben-Identifizieren, Verbinden der Laute und Laute-Zusammenfassen übers Erkennen von Wortbausteinen, das laute Aussprechen des Worts sowie das sich selbst dabei Zuhören bis hin zum Wiedererkennen des Worts (hoffentlich) und zum Verstehen (fingers crossed). Und weil diese Prozesse noch nicht automatisiert sind, wird Lesen zum Kraftakt. Verständlich, dass die Begeisterung oft auf der Strecke bleibt.

Erstlesebücher wie Der Ring des Zwergenkönigs entfachen das Lesefeuer
Erstlesebücher können das Lesefeuer entfachen © shutterstock

Zwerge, Druiden und Elfen sorgen für Lesefeuer

Erstleseliteratur ist da ein wahrer Lichtblick. Durch ihre überschaubare Länge motivieren Erstlesebücher zum Dranbleiben und Üben. Leseanfänger merken, dass sie das Buch bewältigen können; die große Schrift, die kurzen Sätze, das viele Weiß auf den Seiten und die vielen bunten Illustrationen verschaffen Verschnaufpausen im Buchstaben-Dschungel und verkürzen den Weg zum Ziel: das Buch auszulesen. Wenn dieses Format noch mit einem spannenden Thema punkten kann, ist die Sache geritzt – das Kind fängt Lesefeuer.

Mit meinem 1. Erstlesebuch will ich ein solches Lesefeuer entzünden (hoffentlich gelingt es mir 😊). „Der Ring des Zwergenkönigs“ erscheint Ende August im Fairyland Verlag, und zwar in der Reihe Zauberfeder. Diese widmet sich ganz dem Thema High Fantasy für Volksschulkinder: Speziell die Altersgruppe der Sieben- bis Neunjährigen soll eintauchen in die Welt der Zwerge, Elfen, Druiden, Orks und Pixies. Im „Der Ring des Zwergenkönigs“ heißen die Protagonisten Luwin und Eldrid. Er, ein Zwerg – sie, eine Pixie, und seine Zufallsbekanntschaft. Im Kapitel „Begegnungen im Wald“ belauschen die beiden ein Gespräch dreier Zwerge des Ältestenrats. Es ist der unvermeidliche Beginn ihres gemeinsamen Abenteuers. Nachfolgend ein kurzer Auszug davon; ich wünsche gute Unterhaltung! 👏

Der Ring des Zwergenkönigs (Silke Farmer Fairyland Verlag
Ein Wald wie dieser ist Schauplatz einer Schlüsselszene im Buch "Der Ring des Zwergenkönigs" © shutterstock

Begegnungen im Wald

Schnell huschen Eldrid und Luwin hinter einen Baum und verstecken sich. So können sie einen Teil des Gesprächs belauschen.
„Es ist furchtbar. Was sollen wir jetzt tun?“, fragt die Zwergin.
„Wir müssen dem Volk die Wahrheit sagen“, meint der eine Zwerg.
Beide kennt Luwin vom Sehen.
Ihre Namen sind ihm allerdings nicht bekannt.
Sehr wohl aber weiß Luwin, wer der dritte ist: Tabok Steinklug.
Als Luwin seine Stimme hört, zieht er den Kopf ein.
Tabok klingt nicht nur sehr streng; sein Tonfall ist gereizt.

„Ach ja? Was genau sollen wir unseren Brüdern und Schwestern sagen?“, fragt er.
„Dass Gandin nicht regieren kann, weil der Herrscher-Ring verschwunden ist?
Dass ein Krieg droht, wenn der Ring in falsche Hände gerät?
Und dass Darrak Donnerbart oder Egrim Erzheim nur darauf warten, uns zu schaden?“
Taboks Stimme ist kräftig.

Luwin und Eldrid können ihn noch gut verstehen, obwohl er sich mit seinen Gefährten schon ein Stück entfernt hat.
Dann verschwinden die drei Ältesten um eine Biegung und der Wald verschluckt ihre Stimmen.
Eldrid schaut Luwin entgeistert an und fragt:
„Wer ist Gandin und warum kann er nicht regieren?“
Luwin schüttelt verwirrt den Kopf.
„Gandin ist der Sohn unseres Königs Gorin Goldstein.
Aber warum er regieren soll, weiß ich nicht!“
„Und der verschwundene Ring?“, will Eldrid wissen.

Luwin zögert. „Das muss König Gorins Ring sein.
Er ist ein Zeichen der Macht.
Ohne Ring gibt es keine Krone.
Das ist ein altes Zwergen-Gesetz.“

Eldrid hat von Zwergen-Gesetzen keine Ahnung.
Aber sie sieht, dass Luwin beunruhigt ist. Und tatsächlich: Im Kopf des Zwergs wirbeln die Gedanken: Wieso ist der Ring fort?
Und was hat das mit Gandin zu tun und mit Darrak Donnerbart und Egrim Erzheim?
Und wo ist Gorin?

Laut sagt er schließlich: „Irgendetwas ist da faul.
Es gibt da etwas, das keiner wissen soll …“

 

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