Schneeflockentanz... © ferdelans2008

28. Jänner 2021

Gestern, als es schneite und mir die Grinsekatze soufflierte – und der Alltag Pause machte

Ich gebe es zu. Ich bin nicht nur Wort-Fetischistin, ich bin auch Titel-Ästhetin. Deswegen beginnt mein Blog gleich mit einer spiegelglatt-polierten Lüge: Es war nicht gestern, als es schneite, sondern vorgestern. Aber mal ganz ehrlich, klingt das nicht irgendwie bescheiden: Vorgestern, als es schneite? Eben. Und es tut ja auch nichts zur Sache. Fakt ist: Es hat geschneit (endlich!) und dieser Schnee – oder besser gesagt mein Spaziergang im Schnee – ist ursächlich dafür verantwortlich, dass ich jetzt doch noch zu bloggen beginne. Punktum. Und Applaus! 🙂

 

So, was hat es nun mit dem Schnee auf sich? Ganz einfach. Als es an besagtem Abend anfing, wie aus Schneekanonen zu flocken (winter is coming: nichts dagegen!), habe ich gespürt, dass ich noch raus muss. Es war spät und still, die Straßen und Gehsteige waren schon zehn Zentimeter dick mit fluffigem Weiß bedeckt und unter meinen Moonboots knirschte es wie damals. Die Bäume und Büsche in den Gärten ringsum türmten den weißen Niederschlag elegant auf ihren kahlen Ästen und Zweigen und im Licht der Straßenlaternen wirbelten millionenfach Schneekristalle auf und nieder. Märchenhaft hoch drei.

Ob es das Zusammenspiel dieser Eindrücke war oder ein bestimmter Trigger, der das Nachfolgende auslöste? Ich weiß es nicht. Aber ich vermute mal, es war vor allem das Knirschen, dass mich zurück katapultierte in eine Zeit, die (durch die Jahre verklärt) sich aus heutiger Sicht zumindest so anfühlt, als hätte es früher im Winter IMMER meterhoh Schnee gegeben. Und ständig hat es geknirscht, damals beim Wandern im Schnee.

Schneeknirschen und Endorphinräusche

Seit Jahren vermisse ich das – und dann auf einmal knirschte es wieder! Wie aus dem Nichts flimmerten Bildfetzen unbeschwerter Kindheitstage mit Schneeballschlachten, Iglu-Bauten und Rodelrennen aus der Erinnerungskinokiste vor meinem geistigen Auge und sorgten in meinem Hirn für einen Endorphinrausch, wie ihn der teuerste Jahrgang des Chateaus Lafite Rothschild nicht hervorrufen könnte. Nicht dass ich je einen solchen Tropfen probiert hätte, aber ich kann’s mir beim besten Willen nicht vorstellen!

Wie auch immer. Es war die pure kindliche Freude – Frohsinn ohne Ende. Ich war so high, ich kann es euch gar nicht beschreiben. Ich probier’s trotzdem: Stellt euch eine Pferdehopser vollführende Grinsekatze auf Opium vor, in gelber Daunenjacke und schwarzer Schneehose … so in etwa. Ich glaube, ich habe tatsächlich auch ein paar Hopser gemacht, aber so genau erinnere ich mich nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass mir meine innere Grinsekatze auf einmal mit schokopudding-süßer Stimme zugeflüstert hat:

Ist schon schön, wenn du dich gut fühlst, oder?“

Ja!

Warum passiert das so selten in letzter Zeit?“

Gute Frage eigentlich. Aber egal jetzt: Geh nicht weg, du Top-Laune!

Was brauchst du abgesehen vom Schnee für dieses Tralala-Gefühl?“

Hm…

Ich helfe dir. Wie klingt das: Magische Welten, fantastische Riesen, Elfen, Drachen, Zwerge?“

Mhm. Klingt gut.

Was noch?“

Was zum Schreiben?

Und? Ist das so schwer?“

Gar nicht! Alles in meinem Kopf. Bis auf’s Schreibzeug …

„Warum schreibst du dann nicht?“

Na ja, weil … Weil Corona uns gefangen hält, weil Homeschooling schlaucht, weil tausend Dinge darauf warten, abgearbeitet zu werden, weil …

Nix, weil! Du hast es doch selbst in der Hand!“

Hm.

Wieso begibst du dich nicht schleunigst auf den Weg zum Erzgebirge, wo du Eldrid und Luwin zurückgelassen hast. Sie fadisieren sich schon!“

 

Äh …ja gut. Okay, danke.

Ja, so war das.

Der weiße Niederschlag türmt sich elegant auf die Äste und Zweige

Vom Spaziergang zum Schreibtisch

Aber ihr habt jetzt natürlich nicht den durchsichtigsten Schimmer, wer Eldrid und Luwin überhaupt sind, schon klar. Ihr ahnt vielleicht, dass es Charaktere aus einem neuen Kinderbuch sind und pssst (!): Genauso ist es! Jedenfalls hat die Grinsekatze ganz recht. Auch wenn sie ein kleines Miststück ist, das zuerst lustig und lieb tut, mir dann aber von einer Sekunde auf die andere die Rute ins Fenster stellt. Aber wie gesagt: Sie hat recht. Wenn meine Stimmung nicht davon abhängig sein soll, dass Jahrhundertschnee vom Himmel fetzt, muss ich mich auf’s Wesentliche konzentrieren. Ich muss mich an den Schreibtisch setzten, an meinen Laptop. Er ist das Eintrittstor zur anderen Welt – nur so komme ich zum Rand der „Dürren Ebene“. Eldrid und Luwin wissen ja gar nicht weiter und wenn sie sich aus lauter Langeweile die Bäuche mit Elfenbrot vollschlagen und Kräutertrank kippen ohne Ende, dann bekommen sie noch Diabetes und Übergewicht – das ist für einen Zwerg nicht gut und für eine Pixie erst recht nicht!

Also dann, es wird Zeit. Ich bin jetzt weg. Aber hey: ich komme wieder. Und wer weiß – vielleicht kann ich euch dann schon mehr von Eldrid und Luwin erzählen. 😉

 

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