24. September 2023
Sonntagsbeichte ohne Sauvignon, dafür aber mit einer ordentlichen Portion Regelmüßigkeit
Kennt ihr das: Ihr habt euch etwas vorgenommen zu tun, und zwar regelmäßig, aber es findet sich heute einfach keine Zeit dafür oder etwas anderes ist PLÖTZLICH wichtiger – drängt sich quasi auf der Prioritätenliste in den Vordergrund wie eine aufdringliche Google-Werbung beim harmlosen Surfen nach wichtigen News?
Kann ja einmal vorkommen. Ist jedem schon passiert. Und wem nicht, der freue sich darüber – hip, hip, hurrah – die anderen mögen bitte ans Glashaus denken!
Ich muss mir diesen Ratschlag gerade selbst gönnen, denn bis vor einigen Minuten war ich mir nicht sicher, ob ich heute den Blog nicht ganz sein lasse und stattdessen eine weitere Runde im Bett drehe. Als Ausrede hätte ich gehabt: Ich bin krank. Nachdem es aber bis jetzt nicht über einen Schnupfen hinausgeht, sitze ich nun doch am Laptop und tipsel vor mich hin. Bravo (das an mich selbst, ich finde, das habe ich verdient)! Aber viel hätte nicht gefehlt. Ich habe mir sogar schon überlegt, meine regelmäßige Sonntagsbeichte mit einem Joker-System auszustatten: Konkret hätte das bedeuten können, so alle sechs bis acht Wochen eine Pause einzulegen, eine Art Blog-Urlaub, um so eine Beichte auszulassen. Aber dann fand ich es schade um das Wort der Woche, und darum …
Das Wort der Woche und weitere Beweggründe
Es geht ja auch um die Vorbildwirkung und die tut in unserer Familie dringend not: Einer meiner Söhne stellt gern Regeln für sich auf (ok, auch für andere: im Kindergarten nannten sie ihn den kleinen Polizisten …) und bricht sie dann mit Hingabe. Das mag ursächlich mit seinem Überschwang für Gesetzmäßigkeiten, Reglements und Rahmenbedingungen zusammenhängen. Bei seinen selbst gesteckten Vorgaben, Versprechen und Zielen kann er aber eigentlich nur scheitern.
G. und mir ist das bewusst, aber natürlich gefällt uns auch seine Willensbekundung und sein Ehrgeiz, den er ja auch nicht zu knapp unter Beweis stellt. Aber klar: es nervt, wenn dann aus den großen Versprechen wieder nichts wird, vor allem dann, wenn sie uns als Eltern betreffen:
„Nein, ich zocke nur noch, wenn meine Hausaufgaben erledigt sind. Ich schwörs.“
„Diese Woche gehe ich jeden Abend früh ins Bett, damit ich nicht so müde bin und du mich morgens nicht im Minutentakt wecken musst, ehrlich Mama!“
„Ab jetzt trage ich immer den Müll hinunter und räume mein Zimmer auf, Ehrenwort!“
Ja, ich weiß, kennen wir alle. Und es ist nicht schlimm, wenn es ab und zu passiert. Geschieht Regelbruch aber in schöner Regelmäßigkeit, kann es regelrecht die familiäre Eintracht stören – empfindlich sogar. Deswegen muss man aufpassen mit dieser – Achtung: hier kommt wieder sehr suptil das WDW ins Spiel – Regelmüßigkeit!
Regelmüßigkeit, was wohl Paracelsus darüber gedacht hätte – und der WDW-Hattrick
Regelmüßigkeit ist in meiner Definition das zumindest einmalige, bisweilen aber wiederkehrende Abweichen von Regeln – meist aufgrund akuter Tachinose. Gepaart ist das oft mit Pflichtschuldigleid (ein zweites WDW in einer Definition, woohoo: das ist ein 2/3 Hattrick!!!!). Und dieses sogenannte Pflichtschuldigleid stellt sich ein, wenn man etwas nicht macht, obwohl es einem der Anstand (oder ein Vorsatz) gebieten würde und sich dadurch eine große Portion schlechtes Gewissen und Selbstmitleid einstellt.
Zurück zur Regelmüßigkeit: Ein bisschen davon ist gesund, quasi Medizin, davon bin ich fest überzeugt. Aber wann wird’s pathologisch? Ab welcher Dosis schlägt Regelmüßigkeit in Gift um? Wann muss man aufpassen, dass aufgrund der eigenen Disziplinlöchrigkeit (WDW-Hattrick, yes 💪!!!) nicht alles den Bach runtergeht? Paracelsus hätt’s gewusst, jede Wette. Vielleicht muss man den Bauch fragen? Der weiß ja oft Bescheid, bevor unser Hirn das merkt.
Krasser Themenwechsel: Zum Schluss noch ein paar Fotos von der Lesung gestern. Brechend voll geht anders, ich weiß, aber jene Kids, die da waren, waren schwer entzückend! „Goldich“, hätte meine Lieblingskollegin V. gesagt, wäre sie dabei gewesen. Alle haben super mitgemacht, mir Fragen gestellt und auch meine Fragen an sie beantwortet. Sie wollten ihre Bücher signiert haben und haben mich dabei angestrahlt.
Zwei Buben sind anschließend nochmals zu mir gekommen und haben mir gesagt, dass sie die Lesung „voll super“ 💓 fanden.
Yep, mehr braucht’s nicht, um als gelungen zu gelten, finde ich. Oder um nochmals Paracellus vor den Vorhang zu ziehen. Er hätte in diesem Fall wohl postuliert: Wenn die Dosis so gut ist, braucht’s nicht viel davon. 😉
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Ich bin ein klarer Fall von Disziplinlöchrigkeit!!!!🙈