15. Oktober 2023
Sonntagsbeichte reloaded: Testunverträglichkeitsgedanken im Morgengrauen und die Güte der Weißkittelin
Die Sonntagsbeichte ist zurück nach zwei Wochen der Regelmüßigkeit – mit Testunverträglichkeitsgedanken im Morgengrauen und trüben Aussichten für Fruktoseintolerante. Aber der Reihe nach: Es gibt so Tage, da beschleicht einen schon gaaanz früh das ungute Gefühl: Das wird nichts, das geht heute schief. Kennt ihr das?
Bei mir war das vergangenen Dienstag der Fall, und zwar schon recht zeitig, genauer gesagt um 4 Uhr morgens, als ich aufwachte und mich plötzlich ein Gedanke durchzuckte. Kein Blitz, nein. Es war eher Zeus’ gesamtes Blitzbündel, das da auf meine Brust niedersauste und meinen Körper stromschlagartig in einen Adrenalin gefluteten Hellwachzustand katapultierte – während mein Hirn immer noch kleinkindselig vor sich hin döste.
Verträglichkeitstest versus Testunverträglichkeit
Was war passiert? Also, da muss ich ein bisschen ausholen: Ich hatte für diesen Tag einen Termin für meinen Sohn und mich im Allergiezentrum ausgemacht. Schon als J. noch klein war, hatten G. und ich den Verdacht, dass er genauso wie sein Vater (also G.) Fruktose nicht gut verträgt. Damals war es für den fünfjährigen J. aber ein Ding der Unmöglichkeit, die 300ml der ekel-pick-süßen Flüssigkeit innerhalb von 15 Minuten hinunterzuwürgen. Sein Zwillingsbruder hätte das wahrscheinlich in einer Minute geschafft, weil Süßes für L. in jeglicher Form und zu jeglicher Zeit das Nonplusultra ist – wie ein gefüllter Geldspeicher für Dagobert Duck oder das One Piece für Monkey D Ruffy. Aber: L. hat auch nicht ständig Bauchschmerzen und darum blieb und bleibt er von der Prozedur verschont. J. damals auch, denn er verweigerte nach dem ersten Schluck Superzuckersaft die Zusammenarbeit mit der Allergologin.
Dienstag jedenfalls wollten wir wieder einen Versuch starten, immerhin waren in der Zwischenzeit 7 Jahre vergangen und das Bauchweh war phasenweise immer noch recht existent. Und – räusper – eine tolle Mutter wie ich bin, wollte ich solidarisch mitmachen – ok, der eigene Blähbauch und das ständige Bauchzwicken boten eine zusätzliche Entscheidungshilfe.
Lebensunverträgliche Testvorschriften
Dummerweise musste man den Termin im Allergiezentrum wochenlang im Voraus reservieren und noch dümmererweise hatte ich deshalb vergessen, dass man sich darauf vorbereiten muss:
-> 4 Wochen vorher keine Antibiotika sowie keine Darmspiegelung: Check!
-> 12 Stunden vor dem Test nicht mehr rauchen: Check!!
-> Am Vortag, Kohlenhydrate nur bis 10 Uhr vormittags: Äh… sind Erdäpfel nicht eh gute Kohlenhydrate??
-> bis 14:30 Uhr noch leicht gedünstetes Gemüse, danach praktisch nur noch Reis, Fleisch/ Fisch/ Eier und Leitungswasser: Hm…
-> ab 18:30 Uhr nichts mehr essen und nur noch – ja genau: Leitungswasser! Öh… der Rosé beinhaltet schon auch viel Wasser!
Ok, also um 4 Uhr Früh ist mir das natürlich nicht in aller Ausführlichkeit eingefallen. Das hab ich erst später nachgelesen. Aber das ungute Gefühl, den vorigen Tag kulinarisch nicht Atemtest gemäß begangen zu haben – dieses Gefühl breitete sich im Morgengrauen aus wie die Schwärze in der fortschreitenden sternlosen Nacht.
Testgewinner, Testverlierer
Zum guten Glück hatte wenigstens Jan abends tatsächlich nur Fleisch und – äh – Al-dente-Spaghetti gegessen und offenbar keine Lust gehabt auf ein Fruchtsaftbesäufnis, sodass wenigstens er halbwegs save war.
Ich hingegen? Ohweh.
Stornieren konnte ich den Termin um 4 Uhr Früh nicht mehr (ich hab’s versucht!) und auf der Website stand bei den Infos zum Atemtest zudem noch, dass man die 80 Euro für die Untersuchung in jedem Fall bezahlen müsse. Auch wenn man nicht erscheint oder der Test nicht durchgeführt werden kann, weil man die Vorbereitung tags zuvor nicht ordnungsgemäß durchgeführt hat. Ahhh! Voll vergeigt! Aber: vielleicht merkt das ja eh keiner? Ein bisschen Hoffnung gibt’s sogar in der schwärzesten Nacht.
Die Hoffnung starb, als wir beide gleich zu Beginn den „Nüchtern“-Atem abgeben mussten: J. hatte einen Wert von 2. Bravo! Bis 10 wäre dieser Wert tolerabel gewesen – ich hatte 14! Hmpf. Sagte ich’s schon: Voll vergeigt!
Dass J. noch ein paar Mal anmerkte „Mama, du hättest gestern nicht so viel Wein trinken sollen“, machte die Situation nicht angenehmer.
„Ah, Sie haben sich gestern nicht an die Diät gehalten?“, fragte die weiß bekittelte Herrin der Atemtests.
Kopfschütteln, verlegen-albernes Grinsen und ein genuscheltes: „Hhhh… ich hab’s vergessen?“ Erdboden: TU DICH AUF! JETZT!!
Die zweite Chance: Testival Nr. 2 und das Wort der Woche als Randnotiz
Die Weißkittelin war aber sehr nett, und hat mir, ganz ohne anklagend zu schauen (was ihr gutes Recht gewesen wäre!), einen Ersatztermin gegeben (was sie sicher nicht hätte machen müssen) und sich rührend um meinen Sohn gekümmert, der sich immer noch fast übergeben musste beim Trinken der gefühlt zu 100% gesättigten Fruktoselösung. Ich gebe es zu: Ich war dann sogar ein wenig erleichtert, dass ich den Frucktzuckerbombensaft nicht in mich hineinspülen musste. Nun ja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Der arme J. hat dann tatsächlich reagiert, also haben wir es nun schwarz auf weiß, dass er künftig die Finger von Apfelsaft, Eistee, Ketchup und Schokobananen lassen muss.
Bei mir wird man dann nächste Woche sehen, da gibts ein neues – Achtung WDW-Alarm – Testival* im Allergiezentrum. Zum Termin hab ich mir am Vortag einen weiteren Termin gestellt mit Namen: Strenge DIÄT!
Nachtrag: Gerade habe ich gesehen, dass an meinem Testivalstag (nämlich am 17.10.) der Tag der 2. Chance gefeiert wird. 🙌 Check! 🙌
* Das Wort der Woche heute als Randnotiz: Das Testival: Eine auf die eigene Person bezogene medizinische Großveranstaltung (auch bekannt als Testspiele), die eine aufwendig-strenge Vorbereitungsdiät sowie mitunter starke Ekelresistenz erfordert.
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